Wasserstoff im Clean Industrial Deal der EU: Strategie und Maßnahmen

Die Europäische Kommission hat am 26. Februar 2025 den „Clean Industrial Deal“ vorgestellt: eine Strategie zur nachhaltigen Transformation der europäischen Industrie. Im Vergleich zum Green Deal aus dem Jahr 2019 fokussiert dieser Plan noch stärker auf industrielle Wettbewerbsfähigkeit, ohne dabei die Dekarbonisierung selbst in Frage zu stellen.

Der Clean Industrial Deal umfasst Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise etwa durch eine Reform der Netzentgelte oder die Förderung von Stromabnahmeverträgen (PPAs) – ein eigener Aktionsplan wurde dazu ebenfalls am 26. Februar veröffentlicht –, die Schaffung von heimischen Leitmärkten für klimafreundliche Produkte, die Bereitstellung öffentlicher und privater Investitionen, eine Förderung der Kreislaufwirtschaft, internationale Partnerschaften und sozialen Ausgleich. Zur Finanzierung ist unter anderem die Einrichtung einer Bank für industrielle Dekarbonisierung mit einem Volumen von 100 Milliarden Euro geplant. Die Mittel sollen aus dem EU-Emissionshandel, dem Innovationsfonds, aus dem reformierten InvestEU-Programm sowie von den Mitgliedsstaaten selbst kommen.

Wie viel Geld die EU für die Dekarbonisierung und Wettbewerbsfähigkeit der Industrie wirklich in die Hand nehmen kann, wird erst nach Bekanntgabe des nächsten mehrjährigen Finanzrahmens klar sein – ein erster Vorschlag wird im Sommer erwartet, in Kraft tritt dieser aber erst 2028.

Ein Bestandteil des Clean Industrial Deal ist die Förderung der Wasserstoffwirtschaft, die als Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung der sogenannten Hard-to-abate-Sektoren aufgeführt wird. Konkret plant die EU-Kommission folgende Maßnahmen:

  • Regulatorische Sicherheit: Im ersten Quartal 2025 wird die EU-Kommission einen delegierten Rechtsakt für kohlenstoffarmen Wasserstoff verabschieden, um klare Regeln für dessen Produktion festzulegen und Investoren Planungssicherheit zu bieten. Grundlage dafür sind die Bestimmungen aus dem EU-Gasmarktpaket sowie den Erneuerbaren-Energien-Richtlinien (RED).
  • Finanzielle Förderung: Im dritten Quartal 2025 wird die EU die dritte Ausschreibungsrunde der Europäischen Wasserstoffbank mit einem Budget von bis zu einer Milliarde Euro starten, um die Wasserstoffproduktion in der EU zu beschleunigen. Voraussichtlich wird erneut die Möglichkeit nationaler Beteiligungen bestehen – eine Option, die Österreich in der kürzlich abgeschlossenen, aber noch nicht evaluierten zweiten Runde genutzt hat.
  • Europäischer Wasserstoff-Mechanismus: Im zweiten Quartal 2025 wird dieser Mechanismus innerhalb der Wasserstoffbank eingeführt. Er soll Produzenten und Abnehmer, insbesondere in schwer zu dekarbonisierenden Industrien und im Schiffs- und Luftverkehr, miteinander sowie mit Finanzierungs- und Absicherungsinstrumenten vernetzen.
  • Untersuchung zur Skalierung der Wasserstoffwirtschaft: Die EU-Kommission wird eine Studie zur Überprüfung des bestehenden regulatorischen Rahmens für erneuerbaren Wasserstoff nicht biologischen Ursprungs (RFNBO) durchführen, um Hindernisse für dessen Skalierung zu identifizieren. Zudem sollen Stakeholder bei der Zertifizierung von erneuerbarem Wasserstoff etwa durch eine regelmäßig aktualisierte Q&A-Plattform unterstützt werden.
  • Made in EU: In der Wasserstoff-Wertschöpfungskette finden sich diverse "saubere Technologien", sog. Clean Tech: Laut Clean Industrial Deal sollen bis 2030 40 % der Schlüsselkomponenten von Clean-Tech-Produkten in der EU hergestellt werden.

Ein wesentliches Ziel des Clean Industrial Deals ist die jährliche Installation von 100 GW an erneuerbaren Energien in der EU bis 2030 – eine zentrale Voraussetzung für die zukünftige Produktion von sauberem Wasserstoff. Zudem rückt der Clean Industrial Deal den Bedarf an qualifizierten Fachkräften für den Industriestandort Europa in den Fokus. Auch die Kreislaufwirtschaft und der nachhaltige Umgang mit kritischen Rohstoffen spielen eine wichtige Rolle.

Im Anschluss an die Präsentation des Clean Industrial Deals sowie des „Action Plan for Affordable Energy“ verkündete die EU-Kommission ebenfalls Pläne für die Lockerung von Berichtspflichten für europäische Unternehmen.

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