Wasserstoff im ÖNIP

August 2023

Wasserstoff im Entwurf des integrierten Netzinfrastrukturplans

Der integrierte Netzinfrastrukturplan zeigt, wie unsere Leitungsinfrastruktur fit für die Klimaneutralität wird - und welche Rolle Wasserstoff dabei spielt.

Das Klimaschutzministerium hat im Juli 2023 den Entwurf zum ersten österreichischen integrierten Netzinfrastrukturplan (NIP) präsentiert. Mit diesem Plan wird der Weg zu einem klimaneutralen Energiesystem und der dafür notwendigen Infrastruktur dargelegt. Dabei kombiniert der Plan erstmals die Bereiche Strom und gasförmige Energieträger Erdgas, erneuerbares Methan und Wasserstoff. Bis zum 1. September können nun Stellungnahmen zum Entwurf abgegeben werden.

Die Erstellung des Netzinfrastrukturplanes ist im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz verankert und wurde in den vergangenen Monaten vom BMK gemeinsam mit unterschiedlichen Expert:innen ausgearbeitet. Darunter das Umweltbundesamt, die Österreichische Energieagentur, die Montanuniversität Leoben, TU Wien, TU Graz, Frontier Economics und weitere Stakeholder. Die Erkenntnisse wurden dabei auch mit den Ergebnissen aus anderen Studien verglichen.

Für den NIP wurde ein „Transition-Szenario“ erstellt, das die mögliche zukünftige Energieaufbringung und den -verbrauch für 2030 und 2040 aufzeigt, um eine langfristige Planung des erforderlichen Infrastrukturausbaus zu unterstützen. Die Überlegungen im NIP beinhalten auch Szenarien für die realisierbare erneuerbare Stromerzeugung sowie Betrachtungen zu Standorten und Betriebsmodi für Elektrolyseure. Aus diesen Informationen wurden die Transporterfordernisse und Netznotwendigkeiten auf Basis einer wissenschaftlichen, modellgestützten Methode, die im Rahmen einer Forschungskooperation für den NIP entwickelt wurde, abgeleitet. In der Darstellung der erforderlichen Netzinfrastruktur wurden auch die Planungen der Austria Power Grid AG (APG) und der AGGM Austrian Gas Grid Management AG berücksichtigt.

Am Weg zur Klimaneutralität braucht es einen weiteren Ausbau der Stromnetze und den gezielten Umbau des heutigen erdgasfokussierten Netzes auf ein Netz bzw. unterschiedliche Netze, die Biomethan und/oder klimaneutralen Wasserstoff von der lokalen – stark auszubauenden – Produktion und über Importrouten zu den Verbrauchern bringen und auch Speicher bestmöglich einbinden. Der NIP soll Planungsklarheit bieten, um mögliche Stranded Costs zu vermeiden, wobei die teilweise Umstellung des Gas-Fernleitungsnetzes für den Transport von Wasserstoff eine wichtige Rolle spielt. Konkrete Projekte dafür sind bereits in Planung.

Der integrierte Netzinfrastrukturplan betrachtet die höherrangigen Netze. Bei Strom sind das die Übertragungsnetze mit 220 bzw 380 kV (Netzebene 1). Bei Gas werden die Fernleitungen und die Netzebene 1 und 2 betrachtet, immerhin 7.500 km an bestehenden Leitungen. Die „untergeordneten“ Verteilernetze werden nicht behandelt (bei Erdgas sind das fast 40.000 km der Netzebene 3). Die erste Fassung des NIP ist auf einen Planungszeitraum bis 2030 ausgelegt, liefert aber auch einen Ausblick auf das Jahr 2040 mit dem Ziel der Klimaneutralität.

Für die Erzeugung und den Einsatz von Wasserstoff sind jedenfalls sowohl die Stromnetze als auch die Gasnetze von Bedeutung, weshalb der NIP für die weiteren Schritte des Hochlaufs der Wasserstoffwirtschaft von großer Bedeutung ist – werden diese Netze doch erstmals gemeinsam betrachtet. Wesentlich für die Ausgestaltung der Netze ist auch der erwartete Bedarf an Wasserstoffeinsatz und Import. Die mittels Transition-Szenario abgeschätzte Basis für den NIP: 11 TWh Biomethan und 29 TWh Wasserstoff im Jahr 2040. Eine klimaneutrale Gasmenge, die deutlich unter dem heute genutzten fossilen Gas liegt. Die dahinterliegende Annahme: Die Menge an gasförmigen Energieträgern wird durch Effizienz, Technologiewechsel und die zunehmende Elektrifizierung zurückgehen, der Stromeinsatz hingegen deutlich steigen (von 71 TWh im Jahr 2020 auf 125 TWh im Jahr 2040). 60 % des eingesetzten Wasserstoffes wird nach dem hinterlegten Transition-Szenario im Jahr 2040 importiert. Nettoimporte von Strom über das Jahr betrachtet ergibt das Transition-Szenario für das Jahr 2040 keine, der Systembedarf für grenzüberschreitende Übertragungsnetzinfrastruktur wird aber lt. ENTSO-E-Szenarien deutlich zunehmen. Relevant sind daher auch die Betrachtungen der europäischen Planung, um hier mit unseren Nachbarn die Infrastruktur für einen sinnvollen und notwendigen Austausch zu schaffen.

Nach Vorliegen der finalen Fassung des NIP werden wir an dieser Stelle detaillierter berichten.

Download und Details: https://www.bmk.gv.at/themen/energie/energieversorgung/netzinfrastrukturplan.html

 

Ähnliche News

10.04.2024

Finaler Netzinfrastrukturplan veröffentlicht

Das BMK hat die finale Fassung des ersten integrierten österreichischen Netzinfrstrukturplans ÖNIP veröffentlicht. Er bildet eine strategische Grundlage für die Zukunft der Strom- und Gasnetze und skizziert auch das "Startnetz Wasserstoff".

Weiterlesen